Eigentumswohnungen sind im Unterhalt billiger?

Wie auch im Vorjahr wurden zum Jahresende Eigentumswohnungen wie warme Semmeln verkauft. Manche Wohnungen wurden binnen 14 Tagen notariell verkauft.

Gut für die Verkäufer, aber auch für die Erwerber?

Aus Gesprächen mit anderen Interessenten erfuhr ich, dass die potentiellen Erwerber ihr Wohnumfeld ändern wollten. Sie wollten raus aus ihrer Mietwohnung. Die Gründe waren vielfältig. Eigentumswohnungen seien im Unterhalt einfach billiger, so hörte ich wiederholt.

Das ist wahr, denn die letzte Hausgeldabrechnung weißt lediglich eine anteilige Zuführung zur Instandhaltungsrücklage von EUR 150,00 aus. Für eine 60 qm große Wohnung macht dies gerade Mal EUR 2,50/qm Wohnfläche/Jahr aus. Oder mit anderen Worten: EUR 0,21/qm Wohnfläche und Monat. Woher soll ein potentieller Erwerber mögliche Vergleichswerte kennen?

Dabei stellt sich die Frage, wie kann jemand die bauliche Substanz und den Zustand einer Kaufimmobilie richtig einschätzen. So wage ich eine kühne Behauptung: Ein Sachverständiger ist in den 14 Tagen zwischen Besichtigung und Termin beim Notar sicherlich nicht herangezogen worden. Folglich kann ein potentieller Käufer kaum richtig einschätzen. Eine „Testfahrt“, wie beim Autokauf, unterbleibt.

Und da zeigt sich das Phänomen des Immobilienerwerbs. Die Wohnung wird Knall auf Fall gekauft, dabei übersteigt der Wert einer Eigentumswohnung oftmals den Kaufpreis eines Pkws. Um diesen aber fahren zu können, muss jeder einen Führerschein machen und eine Prüfung erfolgreich absolvieren.

Bei einer Kapitalanlage in der gleichen Größenordnung verzichten viele Kaufinteressenten darauf, sich vor dem Kauf weitere, neutrale Informationen einzuholen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass es Wohnungseigentümer gibt, die nicht einmal das Gesetz über das Wohnungseigentum und das Dauerwohnrecht (WEG oder WoEigG) bzw. die Teilungserklärung kennen. Sie fahren offenen Auges und zielstrebig in die Verlustzone ihres Vermögens. Schließlich kennen sie weder ihre Rechte noch ihre Pflichten als Wohnungseigentümer.

In ihrer Seele sind sie halt Mieter geblieben sind.

Angesichts der bevorstehenden Grunderwerbsteuererhöhung in Berlin zum 01.April 2012 ist mit weiteren (wohl überhasteten) Käufen von Eigentumswohnungen zu rechnen. AHA! Diese Wohnungseigentümer bietet Veranstaltungen rund um die Eigentumswohnung an.

Übrigens, das Haus in dem die vorgenannte Wohnung befindet, ist weder wärmegedämmt noch hat es Fenster neueren Datums. Der verbrauchsorientierten Energieausweis wies lediglich 218 kWh(m²a) aus. Diese Indikatoren deuten auf hohe Heizkosten hin. Mit einem erheblichen Anstieg des künftigen Hausgeldes ist daher zu rechnen. Möglicherweise steht eine Sonderumlage in Höhe von mehreren tausend Euro als Tagesordnungspunkt auf der nächsten Eigentümerversammlung.

16.01.2012 - Dieter Walinski

 

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